Firmin ist eine wirklich ungewöhnliche Geschichte. Die Ratte erzählt in Ich-Form, was ausgezeichnet zum Text passt. Der Ich-Erzähler kommt mit einer enormen Wortgewalt daher, anders kann ich es nicht ausdrücken. Die vielen Zitate aus diversen Werken der Weltliteratur, die in dieses Buch geflossen sind untermauern dies noch. Schade, dass man nicht alles kennen kann, aber der Autor Sam Savage tut dies wohl.
Die Ratte Firmin, kommt als als Schwächster einer alkoholabhängigen Mutter im Keller einer Buchhandlung im Bostoner Stadtviertel Scollay Square zur Welt, bekommt nur selten Muttermilch und ernährt sich daher von Büchern. Erst frißt er sie und dann beginnt er zu entdecken, daß Bücher auch geistige Nahrung sind. Firmin liest sich durch die Weltliteratur und wird dadurch unter seinesgleichen immer mehr zum Außenseiter.
Seine erste Liebe, Buchhändler Norman, versucht Firmin mit Rattengift umzubringen. Daraufhin flieht er versucht fortan einen Weg zu finden um mit den Menschen zu kommunizieren.
Alle Versuche schlagen aber fehl und Firmin landet bei Jerry Magoon, der ein Schriftsteller ist, wie Firmin sich keinen Schriftsteller vorgestellt hatte. Jerry wird der zweite Mensch an den Firmin sich hängt und der ihn bewusst wahr nimmt. Allerdings befürchtet Firmin, dass Jerry ihn nicht so sieht, wie Firmin wirklich ist - intelligent und teils verschlagen - sondern sich ebenso wie Firmin zuvor von Norman sein Traumbild gestaltet hat, ihn wie ein liebes kleines, aber auch dummes Haustier sieht. Als Jerry plötzlich nicht mehr ist und Firmin erneut seine Bezugsperson verliert, sieht er plötzlich den Sinn seines Lebens schwinden ...
Sehr empfehlenswert ****
Zitat:
„Wenn man hungrig ist, steckt man sich alles in den Mund.
Das Kauen und Runterschlucken von irgendetwas an sich,
auch wenn es keinerlei Nährwert hat, ist Nahrung fürs Träumen.
Und Träume von Nahrung sind genau wie andere Träume –
man kann davon leben, bis man stirbt.“
Firmin´s Selbstdarstellung:
„Heute, vom Leben gebeutelt und niedergeschmettert,
schaue ich zurück auf meine Kindheit und hoffe, dort etwas zu finden,
das mir meinen Wert bestätigt, einen Hinweis darauf,
dass ich zumindest zeitweilig dazu berufen war,
etwas anderes zu sein als ein Dilettant und ein Spinner,
dass ich gescheitert bin an unerbittlich widrigen Umständen
und nicht an einem Fehler in meinem Charakter.
Man soll sagen: ‚Pech gehabt, Firmin’, und nicht:
‚Das hätten wir dir vorher sagen können’.“